In meiner Beratungspraxis höre ich oft den Satz „ Ich habe mich erst einmal auf Ausschreibungen beworben. Wenn daraus nichts wird, bewerbe ich mich initiativ.“
Warum???
Sich ausschließlich reaktiv zu bewerben (also auf Ausschreibungen in den Jobbörsen) heißt: ich lasse mir bis zu 80 % der interessanten Jobangebote entgehen.
60 bis 80 % der offenen Vakanzen tauchen in den Jobbörsen nicht auf. Der Grund? Meist handelt es sich um so interessante Stellen, dass ein Unternehmen auch gute Mitarbeiter findet, ohne den Aufwand und die Kosten eines Inserats zu investieren. Die Jobs werden über Empfehlungen besetzt, es werden Headhunter eingeschaltet – oder ein/e Bewerber/in war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Häufig werden interessante Aufgaben auch unternehmensintern ausgeschrieben. Dennoch haben KandidatInnen „von außerhalb“ Chancen auf diese Jobs.
Das Prinzip „Angebot und Nachfrage“
Sich zu informieren, welche Unternehmen freie Stellen haben, ist durchaus ein Weg um zu einer neuen Beschäftigung zu kommen. Hier macht das Unternehmen ein Angebot, ich bin auf der Seite der/des Nachfragenden.
Aber es geht auch umgekehrt. Ich mache ein Angebot und wende mich damit an Unternehmen, die mich interessieren, für die ich gerne arbeiten möchte. Eine Zielfirmenrecherche hilft mir dabei, diese Firmen zu identifizieren.
Was möchte ich für das Unternehmen tun? Präzisiert: Welche Probleme kann ich lösen?
Wenn ich diese beiden Fragen für mich geklärt habe, kann ich mein Angebot sehr zielgerichtet adressieren. Hierbei ist genau zu klären, an welche Person die Bewerbung zu richten ist. In mittelständischen Unternehmen ist das nicht selten die Geschäftsleitung. Es lohnt sich, ausreichend Zeit zu investieren, um die betreffenden Personen zu ermitteln. Dann ist ein Initiativanschreiben kein Schuss ins Blaue mehr, sondern landet genau dort, wo sie viel bewirkt.
Nachfassen, ins Gespräch kommen
Habe ich meine Bewerbung versandt, höre ich im besten Fall innerhalb der nächsten 14 Tage von meinem Wunscharbeitgeber. Ist dies nicht der Fall, heißt es selbst zum Hörer greifen. (Hier ein Telefonat Initiativbewerbung –Leitfaden) Eventuell erfahre ich dann, dass aktuell keine passende Stelle offen ist. Wenn ich den Eindruck habe, dass sich das schnell ändern könnte, bitte ich den/die Ansprechpartner/in, den Kontakt halten zu dürfen und mich ca. alle zwei Monate einmal per Mail oder Telefon zu melden um gegebenenfalls mitzuteilen, dass ich noch an einer Mitarbeit interessiert bin. Erfahre ich, dass jetzt und in näherer Zukunft keine interessanten Positionen vakant sind, etwa weil die Firma Personal abbaut, dann war das Gespräch zumindest eine gute Übung für das kommende Telefonat, das mich zu meinem nächsten Job führen könnte.
Oder um es mit den Worten einer meiner Klientinnen zu sagen: „Ich kann nicht verkaufen, aber ich biete gerne an.“